Wirtschaft

Vom digitalen Wandel werden alle Bereiche der Wirtschaft direkt oder indirekt beeinflusst. Digitale Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Die Industrie beschäftigt sich bereits seit Längerem mit der Frage, wie bestehende Fertigungs- und Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette mit der Informations- und Kommunikationstechnologie verknüpfbar sind, und hat den Begriff „Industrie 4.0“ geprägt. Individualisierung und Flexibilisierung in der Produktion bieten neue Geschäftschancen für bestehende sowie für neue Anbieter. Wesentlich dabei ist die Sicherstellung des fairen Wettbewerbs für alle Wirtschaftsteilnehmer. Um im digitalen Zeitalter wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir sicherstellen, dass die gesamte Wirtschaft von den Vorteilen der Digitalisierung profitiert. Dazu brauchen wir in Österreich eine lebendige Gründerszene, eine stärkere Sensibilisierung des Mittelstands für digitale Entwicklungsmöglichkeiten sowie optimale Rahmenbedingungen für Innovationen und Finanzierung. Die Vernetzung und Kooperationen zwischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größenklassen werden entscheidende Erfolgsfaktoren sein, wobei die österreichische Wirtschaft auf bestehende Stärkefelder aufbauen kann. Während durch die Digitalisierung die Produktivität der Arbeitskräfte steigt, sind Menschen mit neuen Qualifikationen, für deren Erwerb wir Sorge zu tragen haben, gefragt.
Maßnahmen
- Umsetzung der mit dem Start-up-Paket beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für GründerInnen:
- Risikokapitalprämie für InvestorInnen in einer Höhe von 20 Prozent zur Förderung von Investitionen in innovative Start-ups
- Aufstockung der Seed-Förderungen des aws sowie Neudotierung des aws Business Angel Fonds
- Lohnnebenkostenförderung für die ersten drei MitarbeiterInnen innovativer Start-ups
- Einführung von Gründungsfellowships für akademische Spin-offs
- Flexible und bedarfsgemäße Weiterentwicklung des österreichischen Unternehmensfinanzierungssystems, insbesondere für innovative Wachstumsunternehmen
- Erschließung bzw. Ausbau von Netzwerken für österreichische Unternehmen durch OPEN AUSTRIA, Österreichs Vertretung im Silicon Valley, als Schnittstelle zwischen innovativen Unternehmen, angewandter Forschung und öffentlichen Akteuren
- Ausbau des Global Incubator Network (GIN) als „Single Contact Point“ zur internationalen Vernetzung von Start-ups, Investoren und Inkubatoren
- Einführung eines Patentschecks, mit dem der Prozess der Schutzrechtanmeldung für KMU gefördert und der Kontakt zwischen Unternehmen und Patentamt gestärkt wird
- Einrichtung eines elektronischen One-Stop-Shops für Unternehmensgründungen zur Vereinfachung der Verfahrensschritte bei einer Gründung und zur Verkürzung der Gründungsdauer
- Schaffung einer komfortablen digitalen Plattformoberfläche für die öffentliche Auftragsvergabe
- Stärkung der Kreativwirtschaft als zentrale „Übersetzerin“ des digitalen Fortschritts in kunden- und anwendungsfreundliche Endprodukte
- Stärkung der Vernetzung und Verbesserung des Zugangs zu Technologien durch die Etablierung von Digital Innovation Hubs
- Unterstützung der digitalen Transformation von Klein- und Mittelbetrieben durch die gezielte Förderung von Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen des neuen Förderprogramms „KMU.digital“ ab 2017
- Schwerpunkt auf KMU und Open Source bei AT:net - Förderprogramm zur Markteinführung und Etablierung digitaler Anwendungen und digitaler Produkte
- Stärkung strategischer Zukunftssektoren im Bereich der Digitalisierung wie Big Data und Data Science, Cloud-Computing, Quantentechnologie oder Cybersecurity
- Intensivierung der IKT-Fachkräfteausbildung und der beruflichen Weiterbildung, insbesondere in den MINT-Fächern
- Kontinuierliche Überprüfung der Berufsrollenbilder, insbesondere laufende Weiterentwicklung und Anpassung der Lehrberufe an die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt
- Zur Sicherung des akuten Fachkräftebedarfs mit Digitalisierungs-Know-how in der österreichischen Wirtschaft werden Programmierer ab 2017 auf der Mangelberufsliste geführt. Dadurch können Drittstaatenangehörige leichter und schneller in Österreich arbeiten.
Durch das Verständnis von technischen Prozessen verbunden mit dem Wissen um neue Geschäftsmodelle ergeben sich durch die Digitalisierung vor allem auch für den Dienstleistungssektor neue Entwicklungsmöglichkeiten. Ein klares, verständliches und übersichtliches Regelungsumfeld für E-Commerce ist eine Voraussetzung, um diese Chancen nutzen zu können. Defizite im Bereich des Datenschutzes und der Transparenz der verwendeten Kundendaten sind rasch zu beseitigen.
Maßnahmen
- Schaffen eines Rechtsrahmens, der nationale Onlinegeschäftsmodelle wettbewerbsfähig macht und die Bedürfnisse der KonsumentInnen berücksichtigt
- Verstärkung von bewusstseinsbildenden Maßnahmen, um KonsumentInnen die Funktionsweise von modernen Preisbildungssystemen näherzubringen
- Erarbeiten von konkreten Maßnahmen zur Sicherstellung von Transparenz und Datenschutz bei den Verfahren zur individuellen Preisgestaltung im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung
Die Attraktivität des Standorts Österreich ist abhängig von zukunftsorientierten und innerhalb der EU akkordierten Maßnahmen. Unterschiedliche nationale Märkte sollen auch digital zu einem gemeinsamen Markt zusammenwachsen, da Europa nur so seine Stellung im internationalen Kontext behaupten kann. Um das Potenzial der Digitalisierung voll auszuschöpfen, arbeitet Österreich deshalb auf europäischer Ebene an einer Verbesserung der Regelwerke, insbesondere an einer Beseitigung ungerechtfertigter Hürden, gerade für Kleinunternehmen.
Over-the-Top-Player (OTTs): Immer mehr sogenannte OTTs (Google, Facebook etc.) bieten ihre Dienste auch österreichischen Kunden an. Meist ist es jedoch nicht möglich, diese Unternehmen den in Österreich geltenden Rechtsstandards zu unterwerfen (Konsumentenschutz, Datenschutz, Nutzungsrechte). Das bringt ein Wettbewerbsproblem für österreichische Unternehmen, die sehr wohl an die strengen rechtlichen Vorgaben gebunden sind, mit sich. Daraus entstehende Ungleichgewichte müssen auf gesamteuropäischer Ebene behandelt werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen.
Maßnahmen
- Aktive Mitgestaltung der europäischen Initiativen zur Errichtung eines digitalen Binnenmarkts
- Gezielter Abbau von Handelshindernissen und Wettbewerbsverzerrungen, etwa durch eine weitere Harmonisierung der Mehrwertsteuer und gemeinsame Maßnahmen gegen Steuerumgehung
- Evaluierung des bestehenden EU-Rechtsrahmens im Bereich des Onlinehandels einschließlich der Verbraucherrechte-Richtlinie sowie Sicherstellung der Einhaltung der Richtlinien durch Anbieter aus Drittstaaten
- Mitwirkung an der Entwicklung von europäischen und internationalen Normen und Standards zur Wahrung österreichischer Interessen
- Umsetzung der effizienten europaweiten Paketzustellung
- Weiterentwicklung des Urheberrechtssystems auf europäischer Ebene